Angela Merkel
Angela Merkel ist seit 2005 deutsche Bundeskanzlerin. Wir wollen euch einige wichtige Momente ihrer langen Amtszeit, die das Land durch eine Zeit des gewaltigen Wandels geführt haben, aufzeigen.
Nicht mehr „Kohls Mädchen“! Altkanzler Helmut Kohl und andere politische Insider nannten sie einst sein „Mädchen“. Merkel trat 2001 aus seinem Schatten heraus, als sie die CDU in der Opposition anführte. Aber ihr Schlüsselmoment kam vier Jahre später. Bei der Bundestagswahl 2005 setzte sich die CDU gemeinsam
mit ihrer bayerischen Schwesterpartei CSU gegen die SPD unter Führung des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder durch. Es war eigentlich das schlechteste Wahlergebnis der CDU in ihrer Geschichte und ein unglücklicher Start für Merkel – aber sie hat den Startschuss gegeben. CDU und SPD bildeten eine große Koalition, Merkel wurde die erste Frau, die erste ehemalige DDR-Bürgerin und die erste Wissenschaftlerin, die Kanzlerin wurde – und die jüngste Person, die das Amt jemals innehatte. Merkel zeigte schnell ihr Können. Auf dem G8-Gipfel 2007 begrüßte sie die Staats- und Regierungschefs der acht größten Volkswirtschaften in Heiligendamm an der Ostsee. Sie scherzte mit dem damaligen
US-Präsidenten George W. Bush und Russlands Präsident Wladimir Putin. Auf der europapolitischen Bühne musste sich Merkel im Herbst 2008 mit den großen männlichen Egos des französischen Präsidenten Nicolas
Sarkozy und des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi teilen. Die wachsende Finanzkrise wurde schnell zur dringlichsten Sorge der Europäischen Union. Die Staatsverschuldung einiger Mitgliedstaaten
der Europäischen Union wuchs weiter und bedrohte die Existenz des Euro als Währung. Merkels Hilfsangebot kam mit Sparforderungen. Das kam nicht gut an, insbesondere in Griechenland, wo Zeitungen Bilder
verbreiteten, die den Moment mit der Besetzung Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg verglichen. Doch sie blieb standhaft und bekämpfte die Krise in Kooperation mit unseren europäischen Partner*innen.
Irgendwann in ihrer langen Amtszeit wurde Merkel von der Bundeskanzlerin zur Landesmutter. Sie wurde von Anhängern und Gegnern manchmal als „Mutti“ bezeichnet. Es kann ein wenig sarkastisch gemeint sein,
aber es wird oft auch liebevoll gesagt, wie die Merkel-Anhänger-Plakate mit dem Wortspiel „völlig muttiviert“. Nur wenige Äußerungen haben eine so nachhaltige Wirkung und Verbindung zu der Bewältigung einer Krise geschaffen, wie Merkels „Wir schaffen das!“. Die Kanzlerin erntete 2015 breites Lob dafür, dass sie sich weiterhin für die EU-Politik der offenen Grenzen einsetzt und mehr als 1 Mio. Migranten und Flüchtlinge, von denen viele vor dem Syrienkrieg geflohen sind, nach Deutschland und in den Block ermöglicht hat. Eine lautstarke Minderheit wehrte sich jedoch gegen die offene Migration und griff die Bundeskanzlerin an. Doch wie zuvor, blieb sie auch dieses Mal standhaft und ihrer klaren Linie treu. Das Time-Magazin kürte auch dafür Merkel in demselben Jahr zur „Person des Jahres“ und sogar zur „Kanzlerin der freien Welt“. Sie hat ihren Mut im Angesicht zahlreicher Krisen bewiesen, sei es in finanz-, sozial- oder außenpolitischer Hinsicht. Wofür sie ebenfalls sehr bekannt ist? Die Rautenform, in der sie ihre Hände zusammenhält.
Sie hat gesagt, dass es ihr hilft, gerade zustehen. Und es hat der CDU geholfen: Zur Bundestagswahl 2013 verwendete die Partei das Rautensymbol auf Wahlplakaten. Es wurde zum Synonym für Vertrauen und Ruhe.
Nicht ohne Grund wandte man sich auch in der Corona-Pandemie an sie. Deutschland – und andere Nationen – wollten in dieser Krise Antworten von ihr. Ihr ernster, faktenbasierter Stil hat ihre Popularität gesteigert.
Vor zwei Jahren hat Merkel klargestellt, dass sie 2021 nicht wiedergewählt werden will. Wenn sie geht, wird sie 16 Jahre im Amt gewesen sein – das entspricht dem Rekord ihres Mentors Helmut Kohl, Deutschlands dienstältestem Bundeskanzler. Angela Merkel durchbrach mit ihrer Wahl zur Kanzlerin die männerdominierte deutsche Politik, führte eine Partei zurück an die Macht und wurde der erste politische Star aus Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung.
Wissenschaftlerin und Mutti. Raute und Herz. 16 Jahre lang nicht fehlerfrei, nicht perfekt, aber ehrlich, authentisch und emphatisch. Auf Wiedersehen Angie und von ganzem Herzen Danke