– eine grausame Tradition –

Ohne Betäubung, verrostete Rasierklingen, scharfe Glasscherben – mit diesen Utensilien wird jungen Mädchen hauptsächlich in Afrika, Asien und dem Mittleren Osten der Genitalbereich beschnitten – eine grausame Tradition.
Was ist eigentlich weibliche Genitalverstümmelungen bzw. Female Genital Mutilation (FGM)?Es ist eine Prozedur, bei der die äußerlichen Genitalien teilweise oder komplett entfernt werden und das ohne jeglichen medizinischen Grund! Beispielsweise wird die Klitoris, die Schamlippen entfernt und die Vagina zugenäht, sodass eine kleine Öffnung für das Urinieren oder Menstruieren bleibt. In der Regel wird dies bei jungen Mädchen entweder direkt nach der Geburt oder im pubertären Alter durchgeführt. Warum wird das jungen Mädchen angetan?Es gibt zahlreiche Gründe, warum FGM praktiziert wird, welche von Ethnie zu Ethnie und von Region zu Region variieren. Die häufigste Erklärung ist die der Tradition und somit die Interpretation der Bedeutung der Frau. Auch die Religion wird immer wieder als Erklärung genutzt. Auch häufig genannt werden angeblich hygienische und ästhetische Gründe: In vielen Teilen Afrikas werden die weiblichen Genitalien als hässlich und schmutzig empfunden. Durch die Beschneidung sollen Mädchen rein und heiratsfähig sein. In vielen Ethnien verlangt der Mann noch immer nach einer beschnittenen Frau. Um ihren Töchtern eine gesicherte Zukunft zu gewährleisten, unterziehen die Mütter ihre Mädchen somit dieser Praktik. Zudem ist die Familie angewiesen auf das Brautgeld, das sich nach dem Grad der Verstümmelung richtet. Nur durch die Beschneidung erlangt die Frau eine soziale Identität und Anerkennung, ansonsten wird sie in ihrer Gesellschaft nicht akzeptiert.

Dieser Eingriff verursacht körperliche und seelische Schmerzen, die ein Leben lang anhalten – viele der Mädchen sterben sogar an Infektionen. Schätzungen zufolge gibt es weltweit ca. 200 Millionen Mädchen und Frauen, die beschnitten wurden – doch die Zahl ist höchstwahrscheinlich viel höher, denn viele Genitalverstümmelungen finden meist im Verborgenen statt. Diese schreckliche Prozedur ist Körperverletzung, denn die Mädchen erleiden unfassbare Schmerzen und dadurch ein Leben lang andauernde körperliche Komplikationen! Dazu kommen auch psychische Folgen wie Depressionen, Angstzustände oder ein geringes Selbstbewusstsein, da sie von Geburt an auf den Zustand ihres Geschlechtsorgans reduziert werden.
Was können wir dagegen tun?Aufklären! Frauen stärken, Frauen stärken und nochmals stärken! Wenn Frauen gleichberechtigt an der Gesellschaft teilnehmen und damit auch finanziell unabhängig sind, wird dieser Tradition eine wichtige Grundlage genommen. Wenn das Recht auf Unversehrtheit sowie körperliche und sexuelle Selbstbestimmung gewahrt wird, können sie sich entfalten und zu Fürsprecherinnen ihrer eigenen Bedürfnisse werden. Hierfür müssen sich auch die lokalen Autoritäten wie Dorfvorsteher*innen, religiöse Meinungsführer*innen und Gesundheitspersonal stark machen. Informieren, diskutieren und kritisch reflektieren gehört genauso dazu, wie der Erlass von Gesetzen.

Ein wichtiger Angriffspunkt ist auch die Instanz der Beschneiderin: Sie verdient ihren Lebensunterhalt mit der Durchführung dieser Prozedur. Zum anderen ist sie hierdurch ein angesehenes Mitglied ihrer Gemeinschaft. Doch wenn sie Zugang zu anderer Arbeit sowie zu Informationen über Genitalverstümmelung bekommt, kann sie zu einer wirkungsvollen Advokatin gegen die Praktik werden.
Also lasst uns dieses Thema nicht totschweigen, sondern ansprechen, teilen und diskutieren, damit mehr Frauen sich trauen für sich selbst einzustehen, den Bann zu durchbrechen und Töchter vor einem menschenverachtenden Schicksal zu retten.Organisationen wie beispielsweise MISEREOR sammeln Spenden, um die Aufklärung und Beratung über FGM zu fördern und somit zu stoppen. Es ist eine Gewalt an Frauen! Auch das Hilfetelefon bietet eine Beratung in insgesamt 17 Sprachen unter der Nummer: 08000 116 016




📸: who.int

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