Deborah Feldmann

Sie nimmt all ihren Mut zusammen und flieht – flieht vor einer ultra-orthodoxen Glaubensgemeinschaft.

Deborah wächst bei ihren Großeltern in Williamsburg auf, einem Stadtteil von Brooklyn, New York. Hier lebt eine Viertelmillion strenggläubiger Juden wie in einer Parallelwelt – mitten in den USA.

Land der unbegrenzten Freiheiten? Für sie wohl kaum. Die Satmarer Chassiden (die Glaubensgemeinschaft, zu der Deborah gehörte) glauben nämlich, dass der Holocaust Gottes Strafe für mangelnden Glauben war. Um einen zweiten Völkermord zu verhindern, unterwerfen sie sich strengsten Regeln. Internet, Fernsehen, weltliche Bücher – verboten. Modische Kleidung, Schmuck oder Make-up – tabu. Außereheliche Beziehungen oder Liebesheirat? Davon kann nur weiter geträumt werden, und das auch nur im Stillen, als Sündige*r.

Deborah ist ein aufgewecktes Mädchen mit einem gesunden Widerspruchsgeist. Sie leidet unter der vorgegebenen altmodischen Kleidung, den strikten Verhaltensregeln und der autoritären Schule. Heimlich leiht sie sich verbotene Bücher aus der öffentlichen Bibliothek. Und sie wagt vorsichtig Protest gegen das enge Regelkorsett: So geht sie eines Tages ohne Bluse unter dem Pulli in die Schule. Die Schulleiterin beschimpft sie mit den Worten, wieso sie nicht wie alle anderen Schülerinnen sein kann?

Schon mit 17 Jahren wurde die junge Frau mit einem Mann verheiratet, den sie kaum kannte. Der Geschlechtsverkehr mit ihm war eine Qual, da sie schlichtweg Angst hatte und dadurch verkrampfte. Schließlich wird sie mit 19 Jahren schwanger. Doch das eingeschränkte Leben als Ehefrau und Mutter frustriert sie. Sie beginnt verborgen Literatur zu studieren und bloggt anonym über ihr Leben und die Unterdrückung chassidischer Frauen. Nach einem Autounfall wird sie wachgerüttelt: Sie muss raus aus dem Käfig. Und somit flieht sie mit ihrem Sohn nach Berlin. Ihr Leben in der strengen Glaubensgemeinschaft und die Flucht verschriftlicht sie in ihrer Autobiographie „Unorthodox“ – und sie hätte niemals gedacht, dass sie einen so großen Erfolg damit haben wird.

Das Ausbrechen aus repressiven Gesellschaftsgruppen gelingt leider nicht vielen. Viele trauen sich nicht, haben Angst vor der Ausgrenzung, der Strafe, dem Ungewissen.

Lasst uns gemeinsam für diese Menschen einstehen und dieses Thema teilen, diskutieren und ansprechen. Denn nur wenn der Diskurs an die Öffentlichkeit gelangt, werden sich mehr Menschen wie Deborah trauen ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und für Selbstbestimmung zu kämpfen.

Mit uns an Ihrer Seite!

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